Nachhaltigkeit als Unternehmensphilosophie: Unser Weg im Wandel der Baubranche
J. Lehde GmbH
Das Unternehmen
Der Schwerpunkt des mittelständischen, inhabergeführten Bauunternehmens mit eigener, umfassender Ingenieur- und Architekturabteilung sowie einem Stahlbetonfertigteilwerk aus Soest liegt in der Erstellung von Industrie-, Gewerbe- und Zweckbauten. Das Unternehmen ist vorwiegend als Generalunternehmer im Schlüsselfertigbau tätig.
Unsere Motivation
Die Baubranche befindet sich aktuell in einem tiefgreifenden Wandel. Neben wirtschaftlichen und technischen Entwicklungen rücken vor allem Nachhaltigkeitsaspekte immer stärker in den Fokus. Themen wie zirkuläres Bauen, Materialeffizienz, modularisierte Bauweisen und Recycling gewinnen kontinuierlich an Bedeutung. Auch Anforderungen durch Nachhaltigkeitszertifizierungen, der zunehmende Fachkräftemangel sowie die Notwendigkeit von Automatisierung prägen die zukünftigen Rahmenbedingungen unserer Branche.
Für die J. Lehde GmbH ist dieser Wandel ein zentraler Auslöser, sich strategisch neu auszurichten. Mit der Erstellung des ersten Nachhaltigkeitsberichts sowie der Etablierung von Forschungs- und Entwicklungsarbeit im Unternehmen haben wir bewusst den Schritt gemacht, den Entwicklungen nicht nur zu folgen, sondern sie aktiv mitzugestalten. Unser Ziel ist es, eine führende Rolle im Bereich nachhaltiger und innovativer Bauweisen in der Branche einzunehmen und gleichzeitig zukunftsweisende Lösungen für unsere Kunden zu entwickeln.
Unser Weg
1. Einführung der Lehde Cubes: Modulares und kreislauffähiges Bauen neu gedacht
Mit den Lehde Cubes verfolgt das Unternehmen einen innovativen Ansatz für modulares und zirkuläres Bauen. Die Cubes ermöglichen eine flexible Raummodulation, die sowohl temporäre als auch dauerhafte Nutzungskonzepte unterstützt. Durch standardisierte Schnittstellen und eine hohe Vorfertigung lassen sich Bauzeiten deutlich verkürzen und Materialressourcen effizienter einsetzen. Die Cubes sollen in der weiteren Entwicklungsarbeit darauf ausgelegt werden, nach ihrer Nutzungsphase sortenrein getrennt, wiederverwendet oder vollständig recycelt zu werden. Damit setzt Lehde einen klaren Fokus auf Ressourcenschonung, Rückbaubarkeit und eine nachhaltige Lebenszyklusbetrachtung von Gebäuden.
2. Einsatz von RC-Beton: Nutzung regionaler Wertstoffkreisläufe
Lehde engagiert sich aktiv für den Einsatz von Recyclingbeton (RC-Beton), um natürliche Ressourcen zu schonen und regionale Stoffkreisläufe zu stärken. Durch die gezielte Verwendung von rezyklierten Gesteinskörnungen wird der Einsatz von Primärrohstoffen reduziert. In einer Vielzahl von Projekten wurden RC-Betone erfolgreich und normgerecht eingesetzt. Parallel arbeitet das Unternehmen an der Weiterentwicklung geeigneter Mischungsentwürfe und Qualitätsprozesse, um RC-Beton künftig in noch mehr Bauteilen und Anwendungen sicher und wirtschaftlich in Serie zu bringen. Dieser Schritt ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu einem verantwortungsvollen, ressourcenschonenden Bauen.
3. Materialeinsparung durch nichtmetallische Bewehrung: Innovation für langlebigere und ressourceneffiziente Bauteile
Ein weiterer Schritt war die Erprobung und Implementierung nichtmetallischer Bewehrungen, wie glas- oder carbonfaserverstärkten Stäben. Diese Bewehrungsarten sind korrosionsbeständig, ermöglichen schlankere Bauteilquerschnitte und reduzieren gleichzeitig die benötigte Betondeckung erheblich. Dadurch wird der Materialverbrauch signifikant gesenkt, während die Dauerhaftigkeit der Bauteile steigt. Ein Pilotprojekt mit Anwendung nichtmetallischer Bewehrung wurde realisiert. Die gewonnen Erfahrungen ermöglichen die Einschätzung des Potentials neuer Werkstoffe und zeigen gleichzeitig die damit einhergehenden Herausforderungen an.
Ziel ist es, langfristig neue, ressourceneffiziente Bauweisen zu etablieren und damit einen weiteren Beitrag zur Nachhaltigkeit und Innovationsführerschaft des Unternehmens zu leisten.
Die Stolpersteine
Lehde Cubes – Komplexität modularen Bauens beherrschen
Die Entwicklung der Lehde Cubes brachte eine Reihe technischer und organisatorischer Herausforderungen mit sich. Eine zentrale Aufgabe bestand darin, Modularität und Flexibilität so zu vereinen, dass verschiedenste Nutzungsanforderungen erfüllt werden können, ohne das System zu verkomplizieren. Gleichzeitig mussten die Bauteilquerschnitte möglichst schlank gehalten werden, um Gewicht und Abmessungen transportfähig zu halten und dennoch die erforderliche Tragfähigkeit sicherzustellen. Weitere Stolpersteine ergaben sich bei der Abstimmung der Schnittstellen zwischen den beteiligten Gewerken sowie bei der wirtschaftlichen Bewertung, da zirkuläre und rückbaubare Konstruktionen teilweise neue Lösungen erfordern, die sich nicht nahtlos in bestehende Preismodelle einfügen.
RC-Beton – Qualität, Normauslegung und interne Integration
Bei der Einführung von RC-Beton standen insbesondere die richtige Auslegung der Normen und die Entwicklung stabiler, leistungsfähiger Mischungsentwürfe im Vordergrund. Die Mischung muss nicht nur technisch überzeugen, sondern auch dauerhaft reproduzierbar sein, um den hohen Qualitätsanspruch im Betonfertigteilbau zu erfüllen. Eine weitere Herausforderung war die abteilungsübergreifende Implementierung – von der Planung über die Fertigung bis zur Qualitätssicherung. RC-Beton erfordert neue Abläufe, klare Kommunikation und ein gemeinsames Verständnis seiner Potenziale und Grenzen.
Nichtmetallische Bewehrung – Umgang mit einem neuen Werkstoff
Die Arbeit mit nichtmetallischer Bewehrung stellte das Unternehmen vor grundlegende Neuerungen im Handling. Die Materialeigenschaften unterscheiden sich deutlich von Stahl, was sowohl die Verarbeitungsprozesse als auch das konstruktive Verständnis beeinflusst. Hinzu kommt, dass dünnere Bauteilquerschnitte und alternative Betonierverfahren notwendig werden, um die Vorteile der korrosionsfreien Bewehrung auszuschöpfen.
Die Erfolge
Die drei Innovationsprojekte – Lehde Cubes, RC-Beton und nichtmetallische Bewehrung – haben in ihrer Gesamtheit eine starke und nachhaltige Wirkung erzielt. Besonders hervorzuheben ist die deutlich gestiegene öffentliche Aufmerksamkeit: Durch die Projekte entstanden neue Netzwerke, Partnerschaften und Kommunikationsplattformen, die bis in politische und fachliche Entscheidungsebenen hineinreichen. Dies hat die Sichtbarkeit und Reputation der J. Lehde GmbH als innovativer, verantwortungsvoller und zukunftsorientierter Akteur der Baubranche nachhaltig gestärkt.
Beim Einsatz von RC-Beton konnten darüber hinaus konkrete wirtschaftliche Vorteile erzielt werden – unter anderem durch die Reduktion von Primärrohstoffen, optimierte Materialströme und die Nutzung regionaler Kreisläufe. Diese Erkenntnisse bieten wertvolle Grundlagen, um das Thema RC-Beton weiter in die Serienfertigung zu überführen.
Über alle Projekte hinweg entstand ein erheblicher Wissenszuwachs: neue technische Erkenntnisse, verbesserte interne Prozesse, vertieftes Materialverständnis und ein erweitertes Kompetenzprofil in Bereichen wie Zirkularität, modularer Konstruktion und innovativen Bewehrungstechnologien. Dieses Wissen stärkt die langfristige Wettbewerbsfähigkeit und schafft im Unternehmen eine Kultur des Lernens und der Weiterentwicklung.
Gleichzeitig trägt die Innovationsarbeit maßgeblich zur Arbeitgeberattraktivität bei. Die Beschäftigung mit nachhaltigen, modernen und technologisch anspruchsvollen Themen vermittelt Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – ebenso wie potenziellen Fachkräften – ein klares Bild von der Zukunftsfähigkeit und strategischen Ausrichtung des Unternehmens.
So geht es weiter
Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse wird Lehde die begonnenen Innovationspfade konsequent weiterverfolgen. Bestehende Lösungen werden schrittweise in den Unternehmensalltag überführt, während neue Pilotprojekte vorbereitet werden. Dabei stehen die Weiterentwicklung des modularen Bauens, die Ausweitung des RC-Beton-Einsatzes sowie die vertiefte Erprobung nichtmetallischer Bewehrung im Fokus. Parallel wird der Aufbau einer strukturierten Innovations- und Nachhaltigkeitskultur vorangetrieben, um kontinuierlich neue Impulse aufzunehmen und die Zukunft des Bauens aktiv mitzugestalten.
Was wir anderen mitgeben möchten
Innovationen entstehen nicht aus Perfektion, sondern aus dem Mut, neue Wege auszuprobieren. Unser Weg hat gezeigt, dass nachhaltiges und zukunftsorientiertes Bauen vor allem dann gelingt, wenn man frühzeitig ins Handeln kommt, offen für neue Materialien und Arbeitsweisen bleibt und interdisziplinär zusammenarbeitet. Wichtig ist, Herausforderungen nicht als Hindernis, sondern als Lernchancen zu sehen. Jede Pilotanwendung – ob modular, zirkulär oder materialreduziert – liefert wertvolle Erkenntnisse, die den nächsten Schritt erleichtern.
Gleichzeitig möchten wir betonen, dass Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit keine Gegensätze sind: Mit klaren Zielen, transparenter Kommunikation und einem engagierten Team entstehen Lösungen, die ökologisch sinnvoll, technisch machbar und wirtschaftlich tragfähig sind.
Unser Appell: Früh starten, konsequent bleiben und gemeinsam gestalten. Nur so schafft man es, die Zukunft der Baubranche aktiv mitzuprägen.
Unser Rat an die Politik
Um nachhaltige und innovative Bauweisen breit umzusetzen, braucht es verlässliche Rahmenbedingungen. Wir empfehlen, Genehmigungs- und Zulassungsprozesse für neue Materialien und Bauweisen zu beschleunigen, den Einsatz von Recyclingbaustoffen durch klare Vorgaben und Anreize zu fördern sowie Investitionen in regionale Wertstoffkreisläufe und Forschung zu unterstützen. Ein stabiler, langfristig ausgerichteter regulatorischer Rahmen schafft Sicherheit für Unternehmen, stärkt Innovationen und beschleunigt den Wandel hin zu einer ressourcenschonenden Bauwirtschaft.
Wir reden gerne mit Ihnen!
Martin Risse
Stellv. Leitung TB
Forschung und Entwicklung
J. Lehde GmbH
Tel.: 02921/890626
Mail: risse@lehde.de
Timo Gließner
Stellv. Werksleitung
Betontechnologe
J. Lehde GmbH
Tel. 02921/890629
Mail: gliessner@lehde.de